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Geschichte der Stralsunder Straßenbahn
Stralsunder Gasversorgung bis 1992
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Der Winter 1978/1979 und seine Auswirkungen

1978 wurde die Möglichkeit einer Versorgung der Stadt Stralsund aus dem 10 bar-Drucksystem der Spaltanlage realisiert. Dadurch wurde die Abförderkapazität des Werkes um mindestens 60 000 Kubikmeter/d bei nur geringfügigem Realisierungsaufwand erhöht. Das war die Grundlage dafür, dass im Winterbetrieb 1978/79 Gasmengen von über 1 000 000 Kubikmeter/d an einigen Tagen abgefördert werden konnten. 1978 wurden weiterhin eine Reihe Maßnahmen zur Stabilisierung der Gaserzeugungsanlage und zur Erhöhung ihrer Effektivität und Kapazität wirksam.
Der Winter 1978/79 war sehr hart. Er stellte besonders hohe Anforderungen an die Energiewirtschaft und an die Spaltanlage.

Extreme Temperaturen, starke Schneeverwehungen und Elektroenergieausfälle schnitten Städte und Dörfer von der Außenwelt ab, brachten den Verkehr mitunter längere Zeit zum Erliegen und führten zu komplizierten Situationen. Von der Spaltanlage Stralsund wurden in dieser Situation Höchstleistungen verlangt. Und sie kamen auch. Wie kritisch die Versorgungssituation in diesem Winter war, beweist, dass eine Reihe Städte des Nordraumes der DDR zeitweilig nicht mehr mit Stadtgas versorgt werden konnten.

Der Winterbetrieb 1978/79 veranlasste umfassende Schlussfolgerungen für die Energiewirtschaft der DDR. Es wurde für die Spaltanlagen ein umfangreiches Stabilisierungsprogramm erarbeitet. Dieses Programm enthielt kurzfristige und langfristige Aufgaben zur Beseitigung von Schwachstellen zur Schaffung größerer Versorgungssicherheiten und zur Sicherung der im Januar erreichten maximalen Verfügbarkeit von 1,05 Millionen Kubikmeter Stadtgas pro Tag.


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Im Zeitraum 1980 bis 1981 erhielt die Spaltanlage durch die Inbetriebnahme einer neuen Ferngasleitung von Pritzwalk nach Perleberg mit einem Nenndruck von 64 bar zur Stützung des westlichen Teiles des Nordraumes eine deutliche Entlastung. Durch die neue Ferngasleitung wurden dem Nordraum ca. 600.000 Kubikmeter/d Stadtgas zusätzlich zugeführt. Diese Leitung ging im Dezember 1979 in Betrieb und stellte eine wichtige Stütze zur Versorgung dar.
Die Spaltanlagen Stralsund wurde jetzt immer mehr zum Spitzenlastbetrieb. Die neue Situation drückt sich in der Entwicklung der Gasproduktion aus:

Jahr Gasabgabe in Mio. Kubikmeter pro Jahr
1977 146,7
1978 171,6
1979 161,9
1980 94,6
1981 71,9

 

Meßwarte Erzeugung - Bei den Linie 2,3 und 4 wurde die hydraulische Steueranlage durch eine elektronische ersetzt. Zu DDR-Zeiten ein beachtliche Leistung.



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Die nun folgenden 80-iger Jahre hatten mit der 25-Jahrfeier der Spaltanlage Stralsund einen besonderen Höhepunkt. Dieses Betriebsjubiläum wurde sehr würdig begangen. Besonders erwähnenswert ist eine Festveranstaltung mit vielen namhaften Gästen aus dem VEB Energiekombinat Rostock, dem Rat der Stadt Stralsund, anderen Gaswerken (wie Pasewalk, Schwerin und Rostock), dem Brennstoffinstitut Freiberg, vielen langjährigen Geschäftspartnern und langjährigen Mitarbeitern. Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein Betriebsfest mit vielen Gästen, die an der Gestaltung des Gaswerkes Anteil hatten. Leider, so muss man aus heutiger Sicht sagen, ist es versäumt worden, auch auf das 125-jährige Bestehen der Stralsunder Gasversorgung hinzuweisen. Durch die Trennung von Gaserzeugung und Gasversorgung ist dieses Jubiläum also nur für die Gaserzeugung begangen worden.

Bedingt durch den genannten Ferngasleitungsausbau erhielt die Spaltanlage Stralsund in den folgenden Jahren immer mehr ihren ihr ursprünglich angedachten Charakter, nämlich den eines Spitzenlastwerkes. Der deutliche Rückgang der Jahresproduktionen hatte zur Folge, dass an eine Erweiterung des Werkes nun nicht mehr gedacht wurde.

 


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Dafür spielte ein anderer Aspekt zunehmend eine Rolle. Das Heizöl wurde knapp, da es immer mehr eine stoffwirtschaftliche Rolle in der DDR spielte. Während ja nach 1973 nur noch die Heizwerke mit schwerem Heizöl betrieben wurden, dachte man jetzt verstärkt an eine Ablösung von schwerem Heizöl durch Stadtgas schnellstens zu erwirken.

Grundlage war ein Beschluss des Politbüros der DDR vom 24.11.1981 eine beschleunigte Heizölablösung, noch im Jahre 1982 zu realisieren. Auf Grundlage dieses Beschlusses wurde beschlossen, das Heizwerk Franken und Knieper auf Stadtgas umzurüsten, sich aber die Option freihielt einen gleichwertigen Öleinsatz zu betreiben.
Geplant war der bisher größte Leitungsbau auf dem Hochdrucksektor in Stralsund. Diese Leitung sollte auf einer Länge von 6,3 km die FGL 93 am Langendorfer Berg mit dem Heizwerk Knieper verbinden.

Die Nennweite sollte 300 mm betragen und betrieben wurde sie mit FGL-Druck, d.h. bis maximal 25 bar. Neu war auch, dass diese Leitung mit Molchstationen ausgerüstet wurde, die ursprünglich der Erstreinigung nach Bauende dienen sollte. Zum Bau der Trasse mussten die Anlagen der Deutschen Reichsbahn und die B 105 durchörtert werden. Zur DDR-Zeit keine leichte Aufgabe. Das Meliorationskombinat (jetzt neu) führte diese Aufgabe sehr präzise aus, zumal der Aktionsradius der damals grassierenden Maul- und Klauenseuche sehr eingeschränkt war. Für die Durchörterung wurde ein 45 m langes Stahlrohr in etwa 2,5 m Tiefe durch die Gleis- und Straßenanlagen gepresst. Im Mai 1982 wurde der Startschuss zum Bau der Leitung gegeben, nachdem die Projektunterlagen der Prüfung durch die staatlichen Überwachungsorgane bestanden haben.

Gleichzeitig wurde mit dem Bau einer 6 bar Hochdruckleitung, ausgehend von der Spaltanlage zum Heizwerk Franken gebaut, damit auch dieses Heizwerk auf Stadtgas umgestellt werden konnte. in der Spaltanlage ist dafür eine neue Übernahmestation gebaut worden, die ein Ausgangsdruck von 6 bar lieferte und gleichzeitig die Nieder- und Mitteldruckschienen in der Mess- und Verteilerstation speiste. Diese zu bauende Hochdruckleitung hatte eine Länge von 2,3 km.

 

Gastrocknungsanlage



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Am 25.10.1984 wurden die Kollegen der Gasverteilung und der Spaltanlage über die Planungen zur Versorgung mit Erdgas aus dem Usedomer Raum informiert. Dabei handelt es sich um Erdgas, welches aus dem Raum Heringsdorf gefördert werden soll. Das Erdgas betrug die Bezeichnung Erdgas C mit einem Brennwert von etwa 4,2 kWh/Kubikmeter, also ähnlich wie Stadtgas.

Weiterhin war in das Vorhaben die so genannte Restentölung eingebunden des Erdölfeldes Lütow. Ähnlich, wie im Raum Miltzow war geplant das Restöl aus den Sonden abzupumpen und das dabei frei werdende Erdölbegleitgas, auch EBG genannt mit dem Eigenerdgas (EEG) zu mischen und durch Rohrleitungen an spezielle Abnehmer auch in die Stadt Stralsund zu leiten. Gleichzeitig sollte auch aus Miltzow Erdölbegleitgas in diese Leitung eingespeist werden.

Dazu war die Verlegung einer Ferngasleitung von Heringsdorf nach Rostock geplant, die parallel zur vorhandenen Ferngasleitung geplant war. In Stralsund wurden die zukünftigen Abnehmer in den Abnehmerkomplex Süd und Nord eingeteilt.


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Interessant ist die Kundenzuordnung in den Abnehmerkomplexen
Abnehmerkomplex Süd:

Die Spaltanlage sollte das Gas nur für den Einsatz an den Brennern, zur direkten Zumischung (Karburierung) und zur Wärmeerzeugung verwenden. Eine Erdgasspaltung kam nicht in Betracht, was wohl am erhöhten Schwefelgehalt und des niedrigen Brennwertes des Erdgases scheiterte.

Weiterhin war das Heizwerk Feldstraße (welches mit Rohbraunkohle betrieben wurde), die Getreidetrocknung am Lüssower Berg, das Heizwerk Franken und ein neu zu errichtendes Heizwerk Feldstraße II, welches im Verbund HW Franken-Spaltanlage-HW Feldstraße II, die Volkswerft mit Erdgas zu versorgen. Im Bereich des Heizwerke an der Feldstraße oder auch auf dem Gelände der Spaltanlage sollte eine Erdgastankstelle gebaut werden, damit verschiedene Fahrzeuge auf Erdgasbetrieb umgerüstet werden konnte.


Abhnemerkomplex Nord:
Dem Abnehmerkomplex Nord sind die Heizwerke Knieper, Parow (Armee), das Heizhaus Krankenhaus West und das Heizwerk der Textilreinigung, welches auch das Krankenhaus Sund versorgt, zugeordnet worden. Auf Grund der Komplexität der gestellten Aufgabe, sowie der absoluten Materialknappheit und auch große technische Probleme, sowohl bei der Erdgasförderung und -aufbereitung, ließen das Projekt 1987 scheitern.


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In den 80-iger Jahren von vom Ingenieurbereich Gasverteilung weitere Rekonstruktionen alter, verschlissener Gasleitungen durchgeführt. So wurde 1984 die Reko-Maßnahme
Dr.-Wilhelm-Külz-Str. durchgeführt. 1986 wurde eine ziemlich aufwendige Reko-Maßnahme in der Innenstadt durchgeführt. Sie umfasste den Bereich der Jacobiturmstr. von der Heilgeiststr. bis zur Badenstr., der Bechermacherstr. von der Baden- bis zur Semlowerstr. und die Einbindung zum Alten Markt. Ebenfalls für 1986 ist die Reko-Maßnahme Ossenreyerstr über Alter Markt durch die Knieperstr. bis zum Knieper Tor geplant und durchgeführt worden.

 

Fundamente für Verdichter 9



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