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Geschichte der Stralsunder Straßenbahn
Stralsunder Gasversorgung bis 1992
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    Von der Jahrhundertwende zum ersten Weltkrieg
    Erster Weltkrieg und die Auswirkungen
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    Der schwere Neuanfang
    Von der Ölspaltanlage zur Bezinspaltung
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Der schwere Neuanfang

Noch war die Gasproduktion völlig unzureichend, aber für unsere Stadtbevölkerung eine erhebliche Hilfe. Täglich konnten wieder 8 000 bis 10 000 Kubikmeter Gas erzeugt werden. Diese Menge reichte natürlich für die Bevölkerung bei weitem nicht aus, so dass der damalige Oberbürgermeister am 25.04.1946 eine Verfügung über den Gasverbrauch erließ.

Die Gasmenge wurde kontingentiert. Wie aus einem Schreiben der Stadtwerke Stralsund, Abt. Gas und Wasser an den Oberbürgermeister hervorgeht, hat die Stralsunder Bevölkerung sich nicht so recht an die Anordnung gehalten.

 

Antrag zur Bekanntmachung



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Ebenfalls ging die gesamte Straßenbeleuchtung während des Krieges in Trümmer. Vor dem 2. Weltkrieg war Stralsunds Gasstraßenbeleuchtung vorbildlich.

Annähernd 1.200 Gaslampen waren in Betrieb und fanden auch bei allen Fremden, die hier nach Stralsund kamen, allgemeine Anerkennung. Durch die jahrelangen Außerbetriebnahme während des Krieges verrotteten die gesamten Einrichtungen der Leuchten, durch Bombenschäden ging über 1/3 der Leuchten verloren.

1945 wurde die gesamte Straßenbeleuchtungsanlage als nicht mehr vorhanden abgeschrieben.

In der Landeszeitung vom 15.07.1948 wurde auch geschildert, welche Schäden am Gasnetz entstanden sind. Von dem 67664 Meter langen Gasrohrnetz in Stralsund sind
4400 m Rohr zerstört worden. Ganz besonders schlimm waren die Zerstörungen in der Frankenvorstadt und auch in der Innenstadt.

 

Artikel in der Landeszeitung



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Nach der Wiederinbetriebnahme des Gaswerkes und der notwendigsten Reparaturen am Netz, wurden weitere Reparaturen durchgeführt, die nicht unmittelbar mit der Produktion zusammenhingen.
Zum Beispiel wurden das völlig zerstörte Ofenhausdach und der Kokslöschturm wieder hergerichtet. Die in der Zeit des Krieges völlig vernachlässigten Eisenkonstruktionen wurden teils repariert und teils neu erstellt. Heute klingt es fast unglaublich, welche Schwierigkeiten damals die Materialbeschaffung bereitete. Aus Schrotthaufen, Straßengräben, von ehemaligen Flugplätzen, aus Autowracks usw. wurden Eisen, Buntmetall, Kabel, Werkzeugmaschinen und vieles mehr zusammengesucht.

Alte, nicht mehr reparierbare Anlagen wurden ausgebaut und für die Instandsetzung der Werkanlagen verwendet. Auch an den Wiederaufbau der Gasstraßenbeleuchtung wurde wieder gedacht.

Nach Beendigung des Krieges 1945 hatte sich die Stadt erst entschlossen, nur eine elektrische Straßenbeleuchtung zu schaffen, bestärkt durch den damaligen Stillstand des Gaswerkes. Das Gaswerk erhielt den Auftrag, die restlichen, noch vorhandenen Kandelaber zu beseitigen.

Dies wurde jedoch von den Kräften des Gaswerkes verhindert. Als Ende 1946 die Gaserzeugung wieder aufgenommen wurde, machten die Kollegen sich Gedanken, auch die Gasbeleuchtung wieder in Gang zu bringen.

Die ersten 46 Gasleuchten wurden in den Jahren 1948/49 wieder in Betrieb gesetzt. Diese Lampen befanden sich noch im Reservelager des Gaswerkes. Die Zahl der Gaslaternen erhöhte sich ständig, und 1957 erhellten bereits 560 Gasleuchten unsere Stadt.

 

Gleisanlagen im Gaswerk



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In den Jahren 1947 und 1948 wurden mit eigenen Kräften die Vertikalkammeröfen II und III überholt und betriebsfertig hergestellt.

So standen dann Gaserzeugungskapazitäten von ungefähr 20 000 Kubikmeter/d zur Verfügung. Diese hing aber von den eingehenden Kohlenmengen ab, die noch lange nicht ausreichten. Zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen wurde aufgrund des Befehls 234 der SMAD ein warmes Mittagessen für ein geringes Entgelt ausgegeben. Dazu wurde sogar eine eigene Werkküche eingerichtet.

Außerdem wurde eine Sanitätsstube eingerichtet und die Dusch- und Aufenthaltsräume wurden wieder hergerichtet. Die Betriebswohnungen wurden mit viel Initiative renoviert. Die Lebensbedingungen für unsere Kollegen verbesserten sich von Tag zu Tag.

Im Bericht über die Entwicklung der Stadtwerke [57 KB] bis 1949 ist viel darüber zu lesen

Erste Erfolge brachte schon der erste Zweijahrplan. Es wurde ein Büroraum für die Lagerverwaltung geschaffen. Die Zählerprüfstation wurde erweitert und ein Notstromaggregat von 40 kVA beschafft. Der Fuhrpark wurde vergrößert. Dazu wurde eine neue Garage errichtet. Die Schlosserwerkstatt wurde vergrößert und moderner eingerichtet.

 

erstes Ofenhaus als Lager



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In den nächsten Jahren war das Gaswerk laufend neuen Strukturen zugeordnet. Nachdem es sich seit 1899 gemeinsam mit dem Wasserwerk in den "Städtischen Gas- und Wasserwerken Stralsund" mit sehr stark ausgeprägter kommunaler Leitung befand, war es seit 1933 Bestandteil der "Stadtwerke Stralsund" mit wesentlich höheren Vollmachten, auch wenn es ein kommunaler Betrieb blieb.

Diese Struktur blieb bis zum 31. März 1949. Danach gehörten beide zum Kommunalwirtschaftsunternehmen (KWU) Betrieb Gas- und Wasserwerke.

Am 11.10.1949 wurden dann weitere Werke der KWU angegliedert. Unter anderem kamen das E-Werk, die Straßenbahn, die Grundtsücksverwaltung, die Straßenreinigung und Müllabfuhr, sowie weitere Betrieb hinzu. Die KWU bestand bis zum 31.03.1951.

 

Provisorische Rohrstütze



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Danach bis Ende 1952 führten beide Werke die Bezeichnung "Stadtwerke VEB (K) Stralsund".

Diese letzten Strukturen waren nicht mehr vergleichbar mit jenen, in denen ausschließlich Stadt b.z.w. Kommune der Eigner war. Das Gaswerk mit der dazugehörigen Gasverteilung war damals gemeinsam mit der Wasserversorgung ein der Kommune unterstellter volkseigener Betrieb.

Am 01.01.1953 wurden Gas- und Wasserwerke getrennt. Ein weiterer Schritt zur damals immer mehr durchgesetzten Zentralisierung der Wirtschaft. Das Gaswerk wurde zunächst der Gruppe der Bezirksgeleiteten Betriebe zugeordnet und zwar dem VEB Energieversorgung Stralsund. Der nächste Schritt war 1954 seine Zuordnung zu dem neu entstandenen VEB Gasversorgung Rostock, der nun nicht mehr dem Bezirk sondern der Hauptverwaltung Gas beim Ministerium für Kohle und Energie zugeordnet war.

Im Bezirk Rostock bestanden damals eine VEB Energieversorgung und eine VEB Gasversorgung nebeneinander. Ihre Vereinigung erfolgte im August 1958 zum VEB Energieversorgung Rostock, die der VVB Energieversorgung Berlin im Ministerium für Kohle und Energie zugeordnet war.

Im Gaswerk selbst gab es in diesem Zeitraum wenig technische und organisatorische Veränderungen. Eine bessere fachspezifische Anleitung von außen wurde jetzt möglich und es wurde damit begonnen, mehr als bisher überregional zu denken.


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Erwähnenswert für diesen Zeitraum ist die zeitweilige Angliederung des Torfwerkes Negast an das Gaswerk Stralsund.

Die Angliederung des Torfwerkes Negast an die Stadtwerke Stralsund im April 1949 zeigt, wie schwierig damals die energetische Versorgung der Stadt Stralsund war. Dieses Werk, das mit primitivsten Mitteln arbeitete, konnte mit der Kraft der Stadtwerke, insbesondere des Gaswerkes, etwas modernisiert werden. Es gelang sogar, Torf mit Koksgrus zu Torfkoks zu verarbeiten.

Dieser Torfkoks bei 30 % Wassergehalt und einem Heizwert von 3350 kcal/kg fand allgemeines Interesse besonders bei Gewerbetreibenden in Stralsund. Im Jahre 1950 wurden davon 1750 t produziert. Dieser Betrieb wurde bis 1953 fortgesetzt.

 


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Die Arbeit im Gaswerk schwer und blieb schwer und war vor allem durch die Überalterung der Anlagen fast unzumutbar. Schwere körperliche Arbeit unter heute nicht mehr vorstellbaren Arbeitsbedingungen, wie Staub und Hitze, wurde verlangt. Zwar wurden die Gasaufbereitungsanlagen noch umgebaut und erweitert, jedoch reichte jedoch nicht als Lösung der Vielfalt der anstehenden Probleme.

 


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Eine grundsätzliche Änderung musste geschaffen werden, zumal abzusehen war, dass der ständig wachsende Gasbedarf durch das Gaswerk in dieser Kapazität nicht abzudecken war. Ziel war es vorerst, eine neue Kokerei zu errichten. Diese Kokerei sollte eine ähnliche Größenordnung wie in Pasewalk erhalten und den ständig steigenden Gasbedarf in Stralsund abdecken. Der Standort der neuen Kokerei war an der Franzenshöhe vorgesehen, in der Nähe der jetzigen Justizvollzugsanstalt. Dazu war geplant einen eigenen Hafen für den Kohleumschlag und Kokstransport zu errichten, damit das leidige Transportproblem zwischen Hafen und Gaswerk beseitigt wurde. Auch an einen eigenen Gleisanschluss war gedacht worden. Dieses Vorhaben erlangte sogar Projektreife, wurde dann aber verworfen, weil einer völlig neuen Technologie der Gaserzeugung der Vorrang eingeräumt wurde.


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Höhepunkt war 1957 die 100-Jahrfeier des Gaswerkes, die sehr würdig und feierlich begangen wurde. Sie läutete auch die letzten Betriebsjahre des alten Steinkohlengaswerkes Stralsund ein.

 

Gruppenfoto - 100 Jahre Gaswerk



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